Freitag, 30. Januar 2009

Giro auf der Überholspur

In den letzten Jahren stand der Giro im Schatten der Tour de France. Zu Unrecht wie viele meinen. Kaum reine Flachetappen, malerische Aussichten statt Pampas in der Bretagne, mehr Bergetappen und diese auch noch härter. Manko: meist war der Giro eine italienische Meisterschaft mit internationaler Randbeteiligung. Bis letztes Jahr Superstar Contador in rosa nach Mailand fuhr. Rosa scheint wieder in Mode zu kommen. Für 2009 hat sich ein hochklassiges Fahrerfeld angekündigt, und das nicht nur um sich für die Tours einzurollen. Carlos Sastre, Lance Armstrong, Damiano Cunego, Ivan Basso, Danilo Di Luca, Gilberto Simoni und Denis Menchov haben angekündigt auf Sieg zu fahren. Könnte interessant werden, wenn man bedenkt dass nur einer gewinnen kann.

Dienstag, 27. Januar 2009

Ein argentinisches Märchen

Märchen sind immer schön zu lesen. Märchen mit einem Happy End noch viel schöner. Und Märchen mit Happy End aus einer romantischen, italienischen Feder geschrieben sind wohl das allerschönste, wie ein Artikel der Gazzetta dello Sport über Alfredo Lucero, den Sieger der Tour de San Luis, beweist. Man höre: der 28jährige Argentinier ist kein Radprofi sondern verdient sich seine Brötchen als Bauer gemeinsam mit seinem Vater. Er hat kein Team sondern wird für die Rennen in Südamerika mal von der einen, mal von der anderen Mannschaft gescoutet. Auch die Ausrüstung wird ihm nicht gesponsort, Alfredo muss sie aus eigener Tasche berappen. So ist sein Rad ein Pinarello Paris Aluminiumrenner mit Ultegrabestückung. Das edle Teil hat er vor 8 Jahren gebraucht gekauft, der Hinterbau wurde von ihm persönlich nach einem Bruch zusammengeflickt. Als Fausto Pinarello diese schreiende Ungerechtigkeit zu Ohren kommt, schickt er dem jungen Mann natürlich umgehend ein neues Rad. Und Ivan Basso schenkt ihm seine Sonnenbrille. Wenn jetzt noch ein warmherziges, europäisches Team ankommt um Alfredo Lucero einen Profivertrag anzubieten, es wäre wohl das sahnegehäubte Ä-Strichlein des Wortes Märchen.

Arme Bänker

Team Rabobank hat für die kommende Saison einen Strafenkatalog für diverse Verfehlungen seiner Fahrer eingeführt. Zu spät kommen bei Meetings, Fahren ohne Helm, nicht authorisierte Interviews, das Verpassen von Flügen, das alles wird in Zukunft bestraft. Die Fahrer haben sich nun an die UCI gewandt die dieser Willkür des Arbeitgebers Einhalt gebieten soll. Die Höhe der Strafen scheint drakonisch. Bis zu 5000 € für zu spät kommen ist doch übertrieben. Interessant wirds erst beim zweiten Hinschauen: die Höhe der Strafe hängt vom Gehalt des Fahrers ab. Die wirklich hohen Strafen kommen erst ab 350.000 € Jahreseinkommen zu tragen. Ausserdem: der Strafenkatalog umfasst meiner Meinung nach lediglich Dinge die sich auch wirklich für einen Profi nicht gehören. Es gehört nun mal zum Beruf Profiradsportler dazu, ein Vorbild für andere zu sein wenn man sich für sein Team in der Öffentlichkeit präsentiert. Das Verweigern des Helmtragens ist nicht wirklich vorbildlich. Es sind auch Punkte die im normalen Berufsleben nicht durchgehen. Komme ich dauerhaft zu spät, werde ich irgendwann Ärger bekommen. Äussere ich mich nach aussen hin negativ über mein Unternehmen - Ärger. Es kostet mich vielleicht keine 5000 €, ich verdiene aber auch nicht 350.000. Zuletzt kommen von Fahrerseite noch Bedenken ob denn auch wirklich alle gleich behandelt werden. Wird der dreifache Weltmeister Oscar Freire auch zur Strafe verdonnert wenn er ohne Helm unterwegs ist? Ungerecht scheint die Welt - aber eben auch nicht auf das Profidasein limitiert. Oder ist es in Eurem Büro so dass sich Cheffe vor Euch rechtfertigt wenn er mal eine Kleinigkeit vergisst? ;-)

Montag, 26. Januar 2009

Down, under and out

Allan Davis (Quickstep) heisst der erste Führende in der Pro Tour Gesamtwertung 2009. Zwar schnappte sich den letzten Tageserfolg mit Francesco Chicci ein Italiener, am Gesamtklassement änderte dies nichts mehr. Lance Armstrong beendete die Rundfahrt im soliden Mittelfeld. Interessant: Jesus Hernandez, Kletterkünstler aus Spanien vom Team Astana, beendete quasi jede Etappe direkt vor oder hinter Armstrong und beendete auch quasi zeitgleich mit ihm die Rundfahrt. Auch im Training war Hernandez der einzige im Team der Armstrong am Berg folgen konnte. Ich denke wir werden im Laufe der Saison noch mehr von diesem jungen Mann sehen, vielleicht soll er ja still und heimlich zum Kronprinz im Team aufgebaut werden?

Der Klamauk um Stefan Schumacher geht in die nächste Runde: Nun soll Patrick Lefevre, Team Manager von dessen neuer Mannschaft Quick Step, der AFLD, der französischen Anti Doping Agentur, mit Klage drohen. Grund: Die AFLD möge endlich rechtlich gegen Schumacher vorgehen, der Vertrag mit Quick Step kann ansonsten nicht rechtskräftig aufgelöst werden. "„Im Prinzip hat Schumacher recht“, so Lefevere zum Verhalten des ehemaligen Gerolsteiner-Profis. „So lange er nicht schuldig gesprochen ist, kann er fahren und ich habe keinen Grund, den Vertrag nicht zu erfüllen. Oder ich bezahle ihn dafür, nicht zu fahren, was ich nicht gerne tun würde. Was würde wohl die ASO sagen, wenn Schumacher auf der Startliste zu Paris-Nizza stehen würde? Sie würden sagen ‚Nein, wir wollen ihn nicht,’ so der Belgier.“

Freitag, 23. Januar 2009

Helikopterabsturz in Argentinien

Nur knapp einem Unglück entgangen sind bei der Tour de San Luis in Argentinien Fahrer und Zuschauer. Direkt nach Zieleinfahrt ist ein Hubschrauber knapp neben den Akteuren abgestürzt. Verletzt wurde niemand, auch die Piloten sind nochmals mit dem Schrecken davongekommen. Unbeachteter Etappensieger ist Jose Serpa. Er hatte sozusagen Glück im Glück im Unglück.

Nicht ans Glück glaubt UCI Capo McQuaid, zumindest nicht an das von Stefan Schumacher. "Die Französische Anti Doping Agentur AFLD wird Schumacher verklagen und die UCI wird sich anschliessen. Ich kann mir nicht vorstellen dass Schumacher 2009 Rennen fährt. Schumacher wird zwar weiterhin auf seine Unschuld pochen, nützen wird es ihm (hoffentlich) nichts.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Die Rückkehrer

Ivan Basso in Argentinien, Lance Armstrong in Australien und ab dem 14.02.09 auch Floyd Landis in Californien. Das Jahr 2009 ist geprägt von den grossen Abwesenden der letzten Jahre. Nur einer darf nicht ran. Michael Rasmussen hat bisher noch kein Team gefunden. Seine Sperre läuft am 25.07.09 aus. Ich kann mir aber gut vorstellen dass er bei einem Continental Team unterkommt und wir ihn bei der Vuelta bewundern dürfen.

Skurriles und Down - Underes

Armstrong zeigt sich zum ersten Mal im Spitzenfeld. Gemeinsam mit Stuart O Grady und Michael Rogers hat sich der zweitälteste Fahrer im Feld davon gemacht, um dann doch wieder eingeholt zu werden. Schön trotzdem dass man den gehypten Star nicht wie früher erst bei der Dauphine zum ersten Mal wirklich in Aktion sieht. Das Podium des Tages war dann etwas eigenartig. Brown siegte vor Allan Davis, der in den gleichen Sturz wie Andre Greipel verwickelt war, und Stuart O Grady, der sich den ganzen Tag in der Ausreissergruppe befand. Titelverteidiger Greipel ist nach seinem Sturz weg vom Fenster - klassisches DNF.

Skurril: Der Löwe aus Flandern, Exweltmeister und Klassikerjäger Nummer 1, Johan Museeuw, enthüllte nun Details zu seinem Dopingfall. Er habe nur in seinem letzten Jahr gedopt, ganz einfach um nochmals mithalten zu können. Die Dopingmittel erstand er problemlos und ohne Rezept in einer Apotheke in Köln. Ein Wahnsinn.

Skurril II: Stefan Schumacher, Hauptdarsteller neben Bernhard Kohl im Dopingskandal während der Tour de France, wird trotz Sperre wieder um eine Lizenz ansuchen. Sein Anwalt gibt ihm gute Chancen sie zu erhalten. Zudem wollen die beiden die Auflösung des Vertrags mit Quick Step für Null und Nichtig erklären und eine Anstellung erzwingen. Und da dachte man Kohl sei der peinlichste Fall!

Dienstag, 20. Januar 2009

McEwen light

Robbie McEwen scheint alt zu werden. Als er im Sprint der ersten Etappe von einer Kamera eines Fans am Arm getroffen wurde, bat er die Fans lediglich ein wenig vorsichtiger zu sein. "Ich wurde bei der Tour schon von einer grünen Papphand gestreift und bei Paris Tours ebenfalls von einer Kamera. Bitte, gebt ein wenig mehr Acht, wir sind sehr verwundbar." Ist dieser Mann wirklich der Robbie McEwen den wir nach Zielankünften wie einen rasenden Stier erlebt haben, der seine Gegner beschimpft und dessen unsteter Blick eher an einen Massenmörder als einen Radsportler denken lässt? You don´t have to be old, to be wise, but it helps könnte hier passen.
Im gestrigen Sprint hielt er sich dann vornehm zurück und rollte mit über 20 Sekunden Rückstand auf den Sieger Allan Davis ein.
In Argentinien siegte der jüngere der beiden Haedo Brüder, Lucas Sebastian, auf der ersten Bergankunft. Ivan Basso rollte mit 2:41 im geschlagenen Feld über die Ziellinie. Unter www.mapeisport.it stellt der reuige Sünder übrigens seine Blutwerte zur Verfügung.

Armstrong vs. Fuentes: Das Medienduell

Gerade als man denkt dass der Radsport sich wieder am aufsteigenden Ast befindet, das: Die im Herbst geschlossen Akte der Operacion Puerto wird vom Madrider Bezirksgericht wieder aufgerollt. Begründung: Gefährdung der Gesundheit der Allgemeinheit. Die erste Runde ging an Armstrong. Sogar Australiens Premierminister war bei der Pressekonferenz zum Kirmesrennen in Adelaide am Vorabend des Starts der Tour Down Under anwesend. In den kommenden Monaten, in denen die sportlichen Nachrichten in Ermangelung von Rennen aber wieder spärlicher sein werden wird Fuentes aufholen. Bleibt zu hoffen dass die Ermittlungen diesmal zumindest nicht im Sand verlaufen und endlich einer der mächtigsten Hintermänner im Dopingsumpf auch zu büßen haben wird.

Down Under die erste...

Nachdem Local Hero Robbie McEwen im Kriterium am Tag vor dem offiziellen Start erfolgreich war, sichert sich Andre Greipel, Titelverteidiger aus dem Hause Columbia, im Sprint die erste Etappe der Tour Down Under. Direkt dahinter drei Känguruhs mit Baden Cooke, Stuart O Grady und Robbie McEwen. Baden Cooke? Lange nichts mehr gehört vom ehemaligen Sieger des grünen Trikots. Im Team von UniSA hat der Australier nach einigen verkorksten Saisonen wieder eine neue Heimat gefunden. Auch O´Grady wird zufrieden sein mit seinem Comeback nach einer Saison voller Probleme und Verletzungen. Die Armstrong Show endete erwartungsgemäss im Bauch des Feldes, dass der Amerikaner trotzdem der meistfotografierte Fahrer war wundert wohl niemanden.
In Argentinien endete die erste Etappe ebenfalls im Sprint. Mattia Gavazzi schnappt hier ebenfalls dem Lokalmatadoren in Person von Juan Jose Haedo den Sieg vor der Nase weg. Spannend wird es hier aber wohl erst wenn es an die Bergankünfte geht und wir sehen ob Ivan Basso schon in Giroform ist oder nicht.

Freitag, 16. Januar 2009

Lancemania in Down Under

Der Hype um die Rückkehr des Rekordgewinners Lance Armstrong ist bereits bei seinem ersten Renneinsatz enorm. Bodyguards, Massen die den Trainingseinheiten beiwohnen, Presserummel. Ob man ihn nun liebt oder nicht, der Amerikaner tut dem Profizirkus in arg gebeutelten Zeiten gut. Aber kann Armstrong halten was er verspricht? 3 Jahre abseits des Pelotons können nicht spurlos an ihm vorübergegangen sein, auch wenn Trainer und Teamkameraden ihm ein unfassbares Fitnesslevel bescheinigen. Andererseits: Armstrong ist ein Siegertyp, er kommt nicht zum Mitfahren sondern zum Gewinnen. Finanziell hat es einer der 7 Mio Dollar an die Krebsforschung aus dem Privatsäckel zahlt nicht notwendig haben. Was auch immer die Saison bringt, Armstrong bereichert das Geschehen nun schon enorm.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Jahr der Returns

Nachdem vergangene Saison Mario Cipollini den Anfang gemacht hat, ist es heuer vor allem Lance Armstrong der die Rückkehr ins Peloton in fortgeschrittenem Alter wagt. Der Hype ist gewaltig, in Australien ist vor der sonst kaum beachteten Tour Down Under ein wahrer Lance Hype ausgebrochen. Auch Michele Bartoli, Klassiker Jäger Nummer 1 vergangener Tage kommt zurück. Man rätselt bereits ob das Niveau derart gesunken ist dass es die Helden der Vergangenheit juckt nochmals gegen die Young Guns wie Schleck und Co anzutreten oder ob den Pensionisten einfach nur langweilig abseits des Speichenwahnsinns ist.
Andere haben unfreiwillig eine Auszeit genommen. Ivan Basso kehrte bereits im Oktober beim Japan Cup zurück und verspricht sich nach seiner Sperre einiges mit seinem Liquigas Team. Auch Michael Rasmussen und Vinokourov möchten einen Neustart nach verbüßter Strafe schaffen, hier ist allerdings noch nichts näheres bekannt.
Man mag zu diesem Thema nun stehen wie man will, Pensionsrückzieher oder Strafbankverlasser, einige grosse Namen im Feld würden dem Radsport generell mehr Flair verleihen und gut tun.